Meine Frau hat von Boisbuchet (Nouvell-Aquitaine) aus einen Limousinen-Abholservice bestellt. Ich mache mich also auf langweilige 987 Strassen-Kilometer gefasst. Jedoch, das Eisenbahner-Gedächtnis listet sofort zwei Top Destinationen am Weg auf und mit etwas googeln kommt noch ein drittes Juwel dazu. Nur zwei Autostunden hinter Zürich ist Mulhouse mit seinen Museen erreicht. Die Citè de l’Automobil ist mit über 500 Exponaten – die meisten stammen aus der Sammlung Fritz Schlumpf – das weltweit grösste Automobilmuseum. Auf meiner Liste steht aber die Cité du Train zuoberst. In riesigen Hallen treffe ich auf eine liebevollst in Szene gesetzte umfassende Sammlung von Lokomotiven und Wagen, die die ganze Zeitspanne von den Anfängen der Mobilität auf Schienen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis heute abdecken. Wer meine volle Begeisterung über dieses Eisenbahnmuseum teilen will kommt HIER zum ausführlichen Blog-Eintrag.
Im Le Montrachet in Puligny, an der Route des Grands Crus, schlemme ich bei einem vorzüglichen Nachtessen a la Bourgogne. Im Morgenlicht rolle ich gemütlich über eine Landstrasse dem mäandernden Canal du Centre entlang. Die Hausboote erinnern an unvergessliche Zeiten auf dem Lake Powell – ich mache eine mentale Notiz, damit ich beim Schmieden neuer Reisepläne an diese Gegend denke. Nach einem Mittagshalt im verschlafenen Vichy entfliehe ich dem heissen Clermont Ferand und erklimme mit der Panaoramique den Puy du Dôme. Die 2012 eingeweihte Zahnradbahn schaufelt bis zu 1’200 Passagiere in der Stunde auf die Kuppe dieses steil über der Stadt aufragenden Kegels. Angenehme Temperatur lädt zum Rundgang mit Ausblick auf die bizarren Formen der Vulkanlandschaft des Massiv Central. In diesem Blog-Eintrag zeichne ich die wechselvolle Geschichte der touristischen Erschliessung des Berges ausführlicher nach.
Im La Belle Meuniere in Royat muss ich auch dem Küchenchef persönlich versichern, dass es nicht an seinen Künsten, sondern an meiner Völlerei im Burgund liegt, dass ich nicht mehr wie einen Gang und auch ganz sicher nicht noch Käse oder Dessert bestellen will. Das kleine Hotel mit seinen wenigen thematisch gestalteten Zimmern hat das Label Logis d’Exception wahrlich verdient.
1897/98 entsteht in Mont-Dore am Fusse des höchsten Berges des Massiv Central die erste elektrisch betriebene Standseilbahn Frankreichs. Die Funiculaire du Capucin ist ein monment historique. Sie verkehrt auch nach 120 Jahren mit der ursprünglichen Technik. Antrieb, Gleise, Wagen und Stationen sind liebevoll gepflegt und erhalten. Mit gemächlichen 1 Meter pro Sekunde werden wir den steilen Hang über der Talstation emporgezogen. In der Ausweiche inspiziere ich den entgegenkommenden Wagen von aussen. Während dem Aufenthalt in der Bergstation erklärt der Wagenführer kompetent und auch sichtlich stolz und begeistert die alte Technik. Nur im elektrischen Teil sind die alten Schalter und Wiederstände mit ihren offenen Kontakten durch eine neuzeitliche Installation ersetzt worden. Bestaunen kann man dies Vorfahren der Computer-Chips auch heute noch. Ein Kleinod, das sich kein Eisenbahn Fan entgehen lassen sollte! Wer will, kann die Bahn hier näher kennen lernen.
Zum Abschluss bekomme ich – nach Seilbahnfahrt und 20 Minuten steilen Weg und Treppen steigen – einen 360° Rundumblick über das Massiv Central. Ich stehe auf seinem höchsten Punkt, dem Puy de Sancy, auf 1’886 Meter über Meer.
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